Beim Stichwort Kolonialismus kommen uns oft die berüchtigten Tropenhelme in den Sinn. Blasse Briten und wackere deutsche Ethnologen, die Bürde des weißen Mannes tragend (Rudyard Kipling), stapfen schädelvermessend durch Wüsten und Urwälder. Während im 19. Jahrhundert der Sozialdarwinismus die ideologische Basis für den Griff nach den Ressourcen der Welt gelegt hatte, sind es heute perfidere Strategien, die nicht immer leicht aufzuspüren sind.
Der Kolonialismus als politisches Projekt mag auf den ersten Blick in der Mitte des 20. Jahrhunderts an sein Ende gekommen sein. Doch die damals einsetzende Dekolonialisierung erweist sich als schwieriger als man denkt. Sollte sie sich als endloser Prozess herausstellen?
Im Oktober-Schwerpunkt des DerWisch widmen wir uns diesem Themenkreis. Zu Beginn wird aufgezeigt, wie koloniale Diskurse alle Bereiche des Lebens durchdringen. In einem weiteren Beitrag geht es um die Verfilmung von antikolonialistischen Heldengeschichten am Beispiel Omar Mukhtars. Weiter geht es um das Stricken von Feindbildern zur Vorbereitung von Ausgrenzung und Verfolgung im Roman „Brücke über die Drina“ des Nobelpreisträgers Ivo Andrić.