„Power tends to corrupt, and absolute power corrupts absolutely“
Lord Acton
Das Leben in einer hochspezialisierten Gesellschaft setzt Vertrauen in die Expertise von Spezialisten voraus. Denn der gesunde Hausverstand reicht in den wenigsten Fällen aus, um beispielsweise die Einschätzung eines Automechanikers und erst recht nicht diejenige von Wissenschaftlern zu bewerten. Was jedoch, wenn dieses Vertrauen missbraucht wird?
Die Kirche im Dorf lassen
Als einfachem Konsument der jahrzehntelangen Diskussion um globale Klimaveränderungen fällt es einem schwer, die Argumente mitzuverfolgen, geschweige denn nachzuvollziehen. Man mag einwenden, dass das Thema an sich schon ein erhebliches Expertenwissen voraussetzt: Wie wirkt sich CO2 in der Atmosphäre aus? Was ist ein Run-Away-Effekt? Welchen Einfluss haben Albedo und Wolkenbildung? Wie hängt das mit Einstrahlung zusammen? Warum spielen Magnetfelder und kosmische Strahlung eine Rolle? Was ist mit dekadischen ozeanischen Oszillationen gemeint? Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, ohne dass sich dem Beobachter ein konsistentes Bild erschließt.
Allerdings ist die Diskussion an sich schon durch die Vereinnahmung der Wissenschaft durch die Politik sehr überfrachtet mit verfahrenen, weltanschaulich verfeindeten Metadiskussionen: Klimaschützern werden von Skeptikern stalinistische Tendenzen oder die Nähe zum militärisch-industriellen Komplex nahegelegt, umgekehrt wird Skeptikern die Fürsprache für die Ölindustrie unterstellt.
Der Diskurs hat sich in eine quasi-religiöse Diskussion mit religiös besetzten Begriffen und fanatisch eifernden Akteuren umgewandelt, und ein eigentlich wissenschaftliches Thema ist zum Schlachtfeld von weltanschaulichen Polen geworden.
Wissenschaftliche Deutungen sind längst die Dogmen unserer Zeit – speziell, wenn solch eine Deutung mit Begriffen wie Konsens oder Undiskutierbarkeit oder Leugner oder Wahrheit um sich wirft. Und schon hört man die einfachen Gläubigen nach dem Kreuzzug rufen, nach dem Griff zu den Waffen des Totalitarismus, um die heiligen Stätten der Naturbelassenheit zu befreien.
Die Zauberer des Pharao
Die Beziehung zwischen Pharao und seinen Zauberern ist natürlich eine symbiotische: die Zauberer sind nicht irgendwelche schmarotzerischen Scharlatane, die zur Belustigung Pharaos und zur Unterhaltung des Volkes beitragen, sie sind vielmehr die wichtigste Stütze der pharaonischen Erzählung der Göttlichkeit und damit seiner Macht. Sie üben zunächst nur ihre Kunst aus. Doch die Vereinnahmung dieser Kunstform durch Pharao erst macht sie zur Magie, zur Schau der unüberwindbaren Macht der Mächtigen. Und sobald die Zauberer einmal zugelassen haben, dass Pharao sein Narrativ der göttlichen Herkunft auf ihrer Kunst aufbaut, gibt es für sie kein gutes Ende dieses Schauspiels mehr, es sei denn, Moses befreit sie – siehe die Geschichte der Zauberer in der qur’anischen Tradition.
Das Narrativ der Kontrolle
Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) präsentiert der Weltöffentlichkeit seit Jahrzehnten Graphen, die zeigen, dass die globalen Temperaturen seit den späten 70er Jahren steigen, und die suggerieren, dass sie in Zukunft auch dramatisch ansteigen werden. Es wird in diesen Graphiken immer ausgeblendet, dass die Temperaturen zwischen 1950 und 1975 kontinuierlich gefallen sind und dass es zwischen 1910 und 1940 einen ebenso steilen Anstieg gegeben hat, weshalb die Zeitreihen immer erst 1970 oder 1980 anfangen. Der Temperaturanstieg wird in Zusammenhang gebracht mit dem Anstieg an CO2 in der Atmosphäre, der auf die globale Industrialisierung nach dem 2. Weltkrieg und damit auf den menschlichen Einfluss zurückgeführt wird.
Das ist der Kern des Narrativs: Menschen haben den Globus aufgeheizt, und sie sind auch in der Lage, diese Aufheizung aufzuhalten oder gar umzukehren.
Die ganze Erzählung erinnert an frühere Panikmache der 70er und 80er Jahre: In den 70ern stand es außer Zweifel, dass wir in die nächste Eiszeit schlittern, was in Peter Maffays „Eiszeit“ seinen populärkulturellen Niederschlag gefunden hat. Schon wurden Vorschläge gemacht, wie die kalte Strömung des arktischen Ozeans geblockt werden könne durch eine Landsperre in der Beringstraße oder wie durch Ausbringen von reichlich CO2 in der Atmosphäre eventuell ein begrenzter Treibhauseffekt erreicht und das bevorstehende Ende der Welt, wie wir sie kennen, verhindert werden könne. Und Obamas oberster wissenschaftlicher Berater, John Holdren, verfasste seinerzeit wissenschaftliche Abhandlungen über die damals gehypte Gefahr durch die Bevölkerungsexplosion – derselbe Holdren, der Jahrzehnte später am Hype um die Klimaerwärmung maßgeblich beteiligt war und der ob seiner frühen Abhandlungen über die Gefahren der Bevölkerungsexplosion massiv unter Druck geriet durch rechte Klimaskeptiker. Und das Erdöl hätte – für all diejenigen, die sich noch an die Prognosen aus den 80er Jahren erinnern – 2010 verbraucht sein müssen: Peak-Oil war das Schlagwort.
Die Doomsday-Clock wurde schließlich in diesen Tagen erfunden.
Und ähnlich wie damals jagt auch heute ein großtechnischer Vorschlag den anderen: vom Abschirmen der Einstrahlung am Lagrange-Punkt zwischen Sonne und Erde bis hin zum Aussprühen von Chemikalien, natürlich nie mit der Absicht, dass je einer dieser Megaprojekte umgesetzt werden würde – schließlich wurden in den 70er Jahren auch keine Gesetze zur Fruchtbarkeitseindämmung in den USA erlassen oder Medikamente zur Bevölkerungsbegrenzung in Afrika ausgeteilt, um die imminente Bevölkerungsexplosion zu dämpfen; noch wurde die Arktis mit Kernwaffen bombardiert, um die Erde aufzuheizen und sie vor der unmittelbar bevorstehenden Eiszeit zu retten. Doch waren diese Lösungsvorschläge begleitendes Marketingmaterial dieses Narrativs, um drastisch zu zeigen, wie wichtig eine künstliche Bevölkerungskontrolle oder eine künstliche Klimaerwärmung seien. Das eigentliche Narrativ zwischen den Zeilen ist in allen Fällen immer: we are in control!
Was tatsächlich verwirklicht wird, sind dann davon eher recht entkoppelte Steuern und Subventionen und politische Programme. Nachdem sie den Widerstand der Arbeiter in der Montanindustrie gebrochen hatte, war Margaret Thatcher übrigens die erste, die schon in den 80ern das Klimaargument auf globaler Ebene ins Feld führte, um ihren Strukturwandel mit grünem Anstrich durchzuführen.
Nein, es geht bei diesen Vorschlägen nie um Realisierbarkeit, es geht auch nie um eine Wirklichkeit der vermeintlich wissenschaftlich verbrieften Fakten. Dies sind nur die Ablenkungsmanöver, die für jeden guten Zaubertrick gebraucht werden, nur die Show der Zauberer, die die aufgeklärte Göttlichkeit der Kontrolle aufführen: Wir sind imstande, ein Raumfahrzeug mit einem gigantischen Sonnenschirm zum Lagrange-Punkt zu schicken, wir herrschen über den Kohlenstoffkreislauf nach Belieben und können kühlende Gase ausblasen oder riesige unterirdische Kohlendioxidspeicher errichten. Und die Furcht vor der nahenden Umwelt-Sündflut tut das ihrige, lässt die Menschen enger zusammenrücken, auch wenn dies höhere Steuern und die Aufgabe von Souveränität bedeutet. Die Scharlatanerie, vorzugeben, Menschen könnten maßgeblich kontrollierend Einfluss auf das Klima nehmen, wird nicht durchschaut – zu sehr ist man von den Folgen der eigenen Erbsünde des Menschseins überzeugt, zu sehr bombardiert von Bildern von schmelzenden Polkappen, brennenden Wäldern, überbordenden Wogen und rauchenden Schloten.
Pharao hat seine Zauberer wiedergefunden.
Klima-Dadschalismus
- Im September letzten Jahres war in Fachzeitschriften für Kreuzfahrten zu lesen, dass zwei Kreuzfahrtlinien ihre Fahrten durch die Nordostpassage abgesagt hätten, weil Eis die Passage, nachdem sie für einige Jahre auch für Kreuzfahrtschiffe passierbar gewesen war, blockiert hatte.
- Die NASA veröffentlichte 2015 einen Bericht, demzufolge die Zunahme an Landeis in der Antarktis bei weitem die Schmelze antarktischer Gletscher überwiege.
- Der größte Gletscher in der nördlichen Hemisphäre wächst seit zwei Jahren wieder.
- Nordamerika wurde in dieser Saison von einem der heftigsten Winter heimgesucht seit langem.
Dadschalistische Wahrnehmungsmechanismen
Wie ordnen wir diese Informationen ein?
Oder die Nachricht selbst wird unterdrückt oder an den Rand geschoben: wer nicht zufällig das nötige Kleingeld hat, um sich für exklusive Expeditionskreuzfahrten zu begeistern, wird niemals mitbekommen, dass die Nordostpassage den ganzen letzten Sommer hindurch (wieder) unpassierbar war. Denn die Nachricht war nur für ein sehr erlesenes Segment der Weltbevölkerung bestimmt. Entsprechend wird auch offenherzig die eigentliche Machtlosigkeit gegenüber Allahs Naturgewalten eingeräumt (siehe Kasten).
Zu guter Letzt: Die Tatsache, dass Donald Trump offener Klimaskeptiker ist, macht es nicht-konservativen Amerikanern und Europäern fast unmöglich, am Klimawandel zu zweifeln (so gesehen ist Trump die eigentliche Galionsfigur der globalen Klimapanik).
Unsere Gesetzgebung und unsere Sprache selbst werden geprägt von der Klimadebatte: CO2-Steuer, klimaneutral, Klimakonsens, CO2-Handel, Polschmelze, um nur einige wenige zu nennen. Unser Denken, eingefasst in diese Kunstbegriffe, kann aus eigener Kraft aus diesem Gefängnis nicht mehr ausbrechen. Die Diskussion hat sich längst versteinert zu konkreten internationalen Verträgen, Gesetzgebungen, zur Inquisition der Zweifler.
Was unterm Strich jedoch übrigbleibt, ist eine massiv geframte Wahrnehmung: Selbst wenn wir persönlich erleben und bezeugen, dass ein Winter besonders lange oder ein Sommer besonders lausig waren, springt die in unserem Gehirn vorgefertigte Deutung ein, eine Deutung, die vieltausendfach in jedem Klimabericht wiederholt und eingetrichtert wird. Schon werden Vorschläge laut, dass selbst bei der Wettervorhersage täglich ein Bezug zur Klimakrise hergestellt werden solle. Längst braucht man nicht mehr von globaler Erwärmung oder Klimakatastrophe zu sprechen, der neutrale und zweifellos unleugbare Begriff Klimawandel reicht, um alle dystopischen Assoziationen abzurufen.
Wir sind längst beim Öko-Orwell und in der Klima-Matrix angekommen.
Fa ayna tadhhabun – Quo Vadis?
„Klimawandelgläubige“ haben das Problem, dass ihr Standpunkt eigentlich wie ein fake daherkommt: übertrieben dramatische Bilder; Graphen und Klimamodelle, die – gleichsam einem Keynote-Vortrag eines Bankers mit unglaubwürdigen Bildern stetig steigender Dividenden – reißerisch eine extreme Temperaturzunahme implizieren und offen der individuellen Erfahrung widersprechen; die beliebige, unwissenschaftliche Prämisse eines Run-Away-Effekts, die das komplizierte Klimasystem reduziert auf das Gleichnis einer Rückkopplungs-Schleife in der Verstärkeranlage; die ausstehenden Antworten auf berechtigte Fragen nach natürlichen Einflussgrößen auf das Klima und damit den eigentlichen Beitrag des Menschen; das nationalsozialistisch anmutende Einspannen von Kindern als Propagandamittel.

Je unüberbrückbarer die Kluft zwischen Panikmache und Realität desto drastischer und dreister die Rhetorik. Kaum deutet sich an, dass nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, werden die letzten Reserven mobilisiert, die Klimajugend an die Front geschickt, die Frequenz der Horrormeldungen hochgeschraubt auf den Takt täglicher Wettermeldungen.
Und immer wieder in römisch-christlich-aufklärerischer Tradition: das Spiel mit der Angst und die Drohung mit der Hölle einerseits und die versprochene Erlösung für Gläubige andererseits – natürlich gegen die Entrichtung eines Bußgelds für die Absolution. Dass die eigentliche Hölle aus Sicht des globalen Südens in der Verknappung von Ackerland durch die Produktion von „klimaneutralem“ Biodiesel oder in dem Zwang liegt, teure und nur intermittierend arbeitende Solaranlagen statt billig und zuverlässig verfügbare Generatoren anzuschaffen; dass vielleicht umgekehrt die Erlösung in der Zurückdrängung von Wüsten und der Zunahme von Waldflächen aufgrund des höheren Kohlendioxidgehalts liegt; dass auch im globalen Norden die Sicherheit der Stromversorgung gefährdet ist durch den immer höheren Anteil an volatilen Energieträgern, weil dies einen enormen Anreiz für die Energieproduzenten darstellt, Spekulationsgewinne am liberalisierten Energiemarkt zu erzielen; dies ist durch die Klimabrille der Furcht nicht zu sehen.
Aus ökologischer Sicht viel naheliegender und konkreter wäre es, das globale Geld- und Wirtschaftssystem zu hinterfragen: ein System, das Werte entgegen jeder Intuition und aller Naturgesetze aus dem Nichts generiert, die eigentliche Wurzel der globalen Ausbeutung des Planeten und seiner Bewohner; auch dies, durch die Brille der Erlösungsversprechung auf schnelle Gewinne, unsichtbar.
Und nach wie vor: Die Doomsday-Clock steht seit den Tagen des Kalten Kriegs auf fünf-vor-zwölf und macht keine Anstalten, auf die Normalzeit zurückgestellt zu werden.
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