Im Juni-Schwerpunkt des DerWisch beschäftigen wir uns mit einer zentralen sozialwissenschaftlichen Frage, welche unablässig zur Dynamik der Geschichtsentwicklung – im positiven und negativen Sinne – beiträgt: Bestehen Völker “von ewig her“, weil sie auf empirisch klar erkennbaren Abgrenzungsmerkmalen (wie Hautfarbe, Sprache, Lebensweise) basieren? Oder werden die Unterschiede sozial konstruiert, um einen künstlichen Zusammenhalt zu erzeugen und Gesellschaft zu legitimieren, wie es eine eher linke und gesellschaftskritische Lesart bevorzugen würde?
Im ersten Artikel geht es um die ethnischen Abgrenzungen in Ruanda (Hutu und Tutsis), welche in einen der schlimmsten Völkermorde des 20. Jahrhunderts mündeten. Sucht man nach realen Merkmalen, so steht man verwundert vor der Tatsache, dass solche empirisch nicht eigentlich auffindbar sind. Unser Bild von der (sozialen) Welt erschafft also genau diese Welt?
„Kolonialisierung in der deutschen Sprache“ – was das zu bedeuten hat, folgt im weiteren Verlauf des Monats Juni. Einsichten in die Mechanismen von Nationalismen, die meist wieder nur Gegenreaktionen auf erlittenes Unrecht darstellen, bietet auch die Diskussion um den Begriff der „mizrahim“ in der Herausbildung eines modernen israelischen und jüdischen Nationalbewusstseins.